Güte- und Prüfbestimmungen für Weichstoffkompensatoren

Auszug: Allgemeine



1.1 Begriffsbestimmung

Diese Güte- und Prüfbestimmungen gelten für Weichstoff-Kompensatoren. Weichstoffe sind mit geringen Kräften dreidimensional verformbare Flächengebilde.

->

1.1.1 Mitgeltende Normen und Richtlinien
Die nachfolgenden Normen und Richtlinien in jeweils neuester Ausgabe gelten in den Abschnitten, die sich auf den Geltungsbereich dieser Güte- und Prüfbestimmungen beziehen.

EN 10204 Metallische Erzeugnisse – Arten von Prüfbescheinigungen
DIN 53504 Prüfung von Kautschuk und Elastomeren – Bestimmung von Reißfestigkeit, Zugfestigkeit, Reißdehnung und Spannungswerten im Zugversuch
ISO 7619-1 Elastomere oder thermoplastische Elastomere – Bestimmung der Eindringhärte – Teil 1, Durometer-Verfahren (Shore-Härte)
DIN 53508 Prüfung von Kautschuk und Elastomeren – Künstliche Alterung
ISO 1817 Elastomere – Bestimmung des Verhaltens gegenüber Flüssigkeiten
ISO 132 Elastomere oder thermoplastische Elastomere – Bestimmung von Rissbildung, Risswachstum bei Dauerknickbeanspruchung (De Mattia)
EN ISO 13934-1 Textilien – Zugeigenschaften von textilen Flächengebilden – Teil 1: Bestimmung der Höchstzugkraft und Höchstzugkraft Dehnung mit dem Streifen-Zugversuch
EN 1593 Zerstörungsfreie Prüfung – Dichtheitsprüfung – Blasenprüfverfahren
Weiterhin sind die Technische Informationen der Gütegemeinschaft (T1) unter www.qafej.org zu beachten.

1.1.2 Aufbau und Funktion

Weichstoff-Kompensatoren sind
– einlagige Kompensatoren oder
– mehrlagige Kompensatoren.
Die einlagigen Kompensatoren bestehen aus fest miteinander vollflächig verschweißten oder vulkanisierten Elastomeren oder Thermoplasten, der Aufbau ist entweder massiv aus diesen Materialien oder als Verbundwerkstoff durch Trägerwerkstoffe verstärkt.
Mehrlagige Kompensatoren bestehen aus mehreren Lagen Weichstoffen, z.B.: Folien, Trägerwerkstoffen, Verbundwerkstoffen, beschichteten Geweben, Isolierungen.
Die einzelnen Lagen sind im Balgbereich lose, aber mindestens im Einspannbereich miteinander verbunden.
Weichstoff-Kompensatoren haben die Aufgabe, Rohrleitungs-Kanalenden und sonstige Übergänge dicht und flexibel zu verbinden. Sie nehmen Dehnungen aus Temperaturbeanspruchung der Kanalteile sowie unvermeidliche Maßabweichungen aus der Montage oder durch Bodensenkungen auf.
Bei dem Anschluss an Ventilatoren oder Gebläsen reduzieren sie die Weiterleitung von Schwingungen und Körperschall.

1.1.3 Werkstoffe
Weichstoff-Kompensatoren bestehen aus Geweben, Folien oder synthetischen Thermoplasten oder Elastomeren mit geeigneten Verstärkungen aus Trägerwerkstoffen. Diese können z.B.:
– metallisch,
– mineralisch,
– synthetisch
sein.
(Nähere Bezeichnungen siehe Abschnitt 2.1.1 und Abschnitt 3.1.1)



1.2 Auslegung

Weichstoff-Kompensatoren müssen so ausgelegt sein, dass sie dem Hersteller mitgeteilte Bewegungen in allen räumlichen Dimensionen, Größen sowie deren Häufigkeit aufnehmen können, ohne hierbei unzulässig durch die Flansche auf Zug belastet zu werden.

->

Die dem Hersteller mitgeteilten Einsatzbedingungen wie Temperatur, Druck, chemische Belastung sind zu berücksichtigen.
Die im Verbund verwendeten Trägerwerkstoffe dürfen die mechanisch/chemisch/thermische Beständigkeit des Kompensators nicht einschränken.
Im mehrlagigen Kompensator müssen die Lagen so angeordnet sein, dass entsprechend dem Temperaturdurchgang die für sie höchstzulässige Temperatur nicht überschritten wird.



1.3 Anwendungsgebiete

Die Anwendungsgebiete sind Anlagen, die gas- oder dampfförmige Medien auch beladen mit Feststoffpartikeln führen, wie in der Kraftwerkstechnik und im Anlagenbau, z.B.:

->

– Chemische und petrochemische Anlagen,
– Be- und Entlüftungs-Anlagen,
– Rauchgasbehandlungs-Anlagen, z. B.:
– Entstickungsanlagen
– Rauchgasentschwefelungs-Anlagen.

Einlagige Kompensatoren eignen sich besonders für hohe chemische Beanspruchungen, wie sie z. B. bei Unterschreitung des Taupunktes auftreten. Sie sind flüssigkeitsdicht.
Mehrlagige Kompensatoren eignen sich insbesondere für hohe thermische Beanspruchung.
Werden im Gasstrom Feststoffpartikel geführt, ist der Kompensator durch Leitbleche gegen Abrieb zu schützen.
Ein- oder mehrlagige Weichstoff-Kompensatoren eignen sich nur bedingt zum Einsatz bei starken Schwingungen der Flansche, z.B. Schüttelrinnen, oder bei fortwährenden Wechseln der
Druckverhältnisse.
Weichstoff-Kompensatoren können in der Regel nur für folgende Bereiche eingesetzt werden:


Flanschabstand

Temperatur °CBewegung
axial
Bewegung
lateral
Druck


200 mm
300 mm

≤ 400
≤ 400
≤ — 40 mm
≤ — 60 mm
≤ + 20 mm
≤ + 30 mm
≤ 160 hPa
≤ 80 hPa


1.4 Bezeichnung

In die Bezeichnung des einlagigen Weichstoff-Kompensators ist der Werkstoff der Elastomere oder Thermoplaste und, falls vorhanden, der Trägerwerkstoff aufzunehmen.



1.5 Angaben zur Befestigungstechnik

Der Hersteller hat unter Berücksichtigung der vom Auftraggeber angegebenen Betriebsbedingungen Angaben zur Befestigungstechnik zu machen, z.B.:

->

– Oberflächengüte bzw. Oberflächenbeschaffenheit der Anschlussflansche,
– Mindestlochabstand,
– Bemessung der Befestigungsschrauben,
– Angabe des Max./Min.-Schraubenanzugsmomentes,
etc.



1.6 Hinweise zur Montage

Der Hersteller hat eine Montagevorschrift (unabhängig von Eigen- oder Fremdmontage) vorzuhalten, aus der neben den einzelnen Arbeitsschritten insbesondere hervorgeht, ob die Kompensatoren nach erster betriebsmäßiger Beaufschlagung an den Einspannstellen nachzuziehen sind.